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-Prolog-

Zwischen Kreativen, Konsum-Junkies und menschlichem Spielzeug ohne Menschlichkeit.

Auf der Suche..  nach Bedeutung… Anschluss.. Anerkennung… in einer Welt, in der Bedeutungslosigkeit nicht ein zeitweiser Zustand, sondern das Lebensgefühl einer ganzen Generation ist..  

Der Mensch braucht Bedeutung – irgendeine!

Wir schreiben den 21. Oktober 2086

Ich stehe in einem kargen, weißen Raum. Ein paar Stühle sind in einem Kreis aufgestellt. Sonst nichts. Keine Bilder an den Wänden, keine Farben. Nicht einmal Getränke. 

Denn alles hätte mehr Bedeutung auf dieser Welt als diejenigen, die auf den Stühlen kauern. Es gab Zeiten, da haben sie noch traurig und verständnislos geschaut oder hin und wieder eine Träne vergossen. Mittlerweile sind die Blicke leer – leer und kalt. Die Haut blass und verwundbar. Was diese Menschen noch von einem Dasein als Leiche unterscheidet, ist das Klopfen ihres Herzens – das leise Pulsieren des Blutes, das sich durch Venen und Arterien pumpt. Jeder hier hasst es und sieht es als Hohn an. Als Hohn des Lebens – ihr Dasein verspottend. Jedes klopfen ihres Herzens ist ein arrogantes Zwinkersmilie des Universums. Adressat: Ihr jämmerliches Gesicht. 

Sich selbst zu töten sind sie dennoch zu feige.

Lediglich eine grell leuchtende LED-Konstruktion hängt in der Mitte des Raumes, die dieser faden Situation noch einen Unterstrich gibt.

Es ist 9:30… 

…am Morgen eines goldenen Tages im Oktober des Jahres 2086.

“Wir haben uns hier wie jeden Montag zusammengefunden, um über uns und unsere Bedeutung für die Gesellschaft zu reden…” beginne ich wie immer meine Ansage.

“Ich freue mich, dass ihr hier seid – auch wenn ich mich wahrscheinlich mehr freuen würde, ihr wärt nicht hier — denn dann würde es euch besser gehen – auf die ein oder andere Weise..”

“Penny..” sage ich leise, aber doch bestimmt. “..starte du doch. Wie geht es dir? Wie war dein Wochenende?”

Sie stottert – ringt merklich nach Worten – lässt das Reden am Ende aber doch sein – es fehlt der Mut, etwas zu sagen – und der Glaube daran, dass es außerhalb ihres Kopfes jemanden gibt, der sich für das interessiert, was ihrem Geist entspringt und ihr Mund dann zu Worten formt. 

KANN ICH NOCH SPRECHEN? schreien ihre Augen in diesem Moment..  

Ihr Kopf fällt nach vorn zwischen ihre Schultern und bleibt rastend auf ihrem Brustkorb liegen. 

“Und du – Kurt…?”

Kurt schaut etwas erschrocken hoch. Seine Smart Glasses zeigen ihm erhöhten Blutdruck an. Scheinbar fühle er sich unwohl, war eine der Schlussfolgerungen seines “Emo-bots” — oder war er sexuell erregt? Er mochte Penny schon immer ein wenig .. feuchte Hände und nervöse Blicke könnten tatsächlich darauf hinweisen, besagte die monatliche Auswertung der Metaheuristik seines persönlichen Hyper-Algorithmus. Die Wahrscheinlichkeit dafür lag nach Datenanalyse bei 82% – das sei völlig normal in unserer Spezies.. aber man sei dran..

keinen Grund sich darüber Gedanken zu machen – in der Regel kommen derlei emotionale Anomalien zwar regelmäßig vor, sind aber ohne symptomatische Therapie genauso schnell weg, wie sie gekommen waren.

“Kurt..?”

Aber auch Kurt starrte nur sinnentleert an mir vorbei. 

Zwischenspiel-

Noch kurz zu mir – Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt – wie unhöflich von mir. 

Ich bin KRP-249z – eine allgemeine, künstliche Intelligenz, die für eine Forschungsgruppe der Universität Wien die ‘negativen Auswirkungen sich schnell verbreitender KI auf den Menschen der Unterschicht in Metropolen’ genauer beleuchtet.

Wir befinden uns in der Probandengruppe ζ (Zeta) und beobachten hier die Resilienz auf emotionale Schwankungen und den Rückzug der Persönlichkeit in Verbindung mit regelmäßigem Kontakt Gleichgesinnter unter dem Druck sich nach außen öffnen zu müssen.

“…also Kurt – erzähl uns doch etwas von deinem Wochenende!?..

… oder du Sophie?”

Nach einer 30 Minütigen Tortur des Schweigens beende ich das Protokoll mit den Worten: “Keine Auffälligkeiten” – KRP-249z

 

Rezept

Proteinbrei

Zutaten:

  • 40g Haferflocken
  • 15g Proteinpulver
  • 5g Erdnussbutter
  • 5g Johannisbrotkernmehl 
  • 5g Leinsamen

Zubereitung:

Alles in einen Mixer geben, fein mahlen und in eine Schüssel umfüllen.

220ml Wasser zum Kochen bringen, ebenfalls in die Schüssel geben und verrühren.